Risikobewertung

Risikobewertung

Die Risikobewertung ist ein essentieller Bestandteil des Risikomanagements und kann entweder quantitativ oder qualitativ erfolgen. Jeder dieser Ansätze bietet spezifische Vor- und Nachteile, die bei der Auswahl der geeigneten Methode berücksichtigt werden sollten.

Quantitative Methoden der Risikobewertung:

  1. Value at Risk (VaR): Der VaR quantifiziert das Risiko, indem er angibt, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Verlust einen bestimmten Schwellenwert nicht überschreitet. Sein Vorteil liegt in der klaren mathematischen Darstellung und weitreichenden Verbreitung in der Finanzwelt. Allerdings berücksichtigt der VaR nicht die Schwere von Verlusten jenseits des Schwellenwerts und basiert auf Annahmen, die in extremen Situationen versagen können.
  2. Conditional Value at Risk (CVaR): Der CVaR erweitert den VaR, indem er den erwarteten Verlust jenseits des VaR betrachtet. Dies ermöglicht eine detailliertere Analyse der schwerwiegenderen Verlustszenarien. Jedoch ist auch der CVaR auf Annahmen angewiesen und erfordert oft umfangreiche Daten.
  3. Monte-Carlo-Simulation: Diese Methode generiert zukünftige Szenarien mithilfe von Zufallsdaten. Ihr Hauptvorteil liegt in ihrer Flexibilität und der Fähigkeit, verschiedene Einflussfaktoren zu berücksichtigen. Sie kann auf verschiedene Risiken angewendet werden. Allerdings ist die Monte-Carlo-Simulation rechenaufwendig und erfordert eine umfangreiche Datenbasis.
  4. Varianz-Kovarianz-Ansatz (Delta-Normal-Ansatz, Delta-Gamma-Ansatz): Diese Ansätze basieren auf statistischen Modellen und quantifizieren Risiken in Bezug auf Veränderungen von Variablen wie Preisen oder Zinssätzen. Sie sind nützlich für die Analyse von Marktrisiken und bieten klare mathematische Modelle. Allerdings setzen sie Annahmen über die Verteilung der Risikofaktoren voraus, die in der Realität nicht immer erfüllt sind.
  5. Cash Flow at Risk (CFaR): Das CFaR bewertet das Risiko in Bezug auf zukünftige Cashflows und ist besonders relevant für unternehmensspezifische Risiken. Es berücksichtigt die Liquiditätslage und ermöglicht eine gezielte Risikosteuerung auf finanzieller Ebene. Allerdings erfordert es detaillierte Cashflow-Prognosen.

Qualitative Methoden der Risikobewertung:

  1. Kreativitätstechniken (Brainstorming, Delphi-Technik, Morphologische Matrix): Diese Ansätze fördern die Ideenfindung und Identifikation von Risiken durch Experten oder Teams. Sie sind schnell anwendbar, bergen jedoch das Risiko subjektiver Einschätzungen und weniger präziser Ergebnisse.
  2. Szenario-Analysen (Root Cause Analysis, Fehlerbaum und Ablaufanalyse, Worst-Case-Szenario-Analyse): Szenario-Analysen bieten ein tiefes Verständnis für Ursachen und Folgen von Risiken. Sie sind jedoch zeitaufwendig und erfordern umfangreiche Daten und Expertenwissen.
  3. Indikatoren-Analysen (Critical Incidents-Reporting Systems, Change Based Risk Management): Diese Methoden nutzen historische Daten und Indikatoren, um auf Risiken hinzuweisen. Sie eignen sich für Trendanalysen und frühzeitige Risikoerkennung. Allerdings können sie zukünftige Risiken nicht quantifizieren.

In der Praxis werden häufig sowohl quantitative als auch qualitative Methoden kombiniert, um eine umfassende Risikobewertung zu ermöglichen. Die Auswahl der geeigneten Methode hängt von der Art des Risikos, den verfügbaren Daten und den spezifischen Zielen des Risikomanagements ab.